Viele bunte Fäden wirbeln in meinem Kopf herum. Ich versuche sie zu fassen und schaue, wie ein Gewebe daraus entstehen könnte. Schön, überraschend neu. Mit diesem Blick auf diese noch verrückter gewordene Welt, gehe ich entspannt in den Tag. Danke lieber Babelpapa, dass Du mich wieder mal dazu angeregt hast, mir selbst klarer zu werden. Gerade, weil wir oft nicht einer Meinung sind und völlig anders ticken.
Ich glaube, wenn das 70. naht, dann darf man ein wenig mehr bei sich und etwas weniger in den aktuellen Verstrickungen der Welt sein. Natürlich möchte ich meinen Kindern und noch mehr meinen Enkeln, die noch so sehr am Anfang stehen, etwas mitgeben. Die Morgengaben der Großmutter sozusagen. Aber eines ist für mich klar, es werden keine politischen Aktionen und Bekenntnisse im Strudel der Jetztzeit sein. Im tiefsten Inneren bin ich eher unpolitisch, das weiß weiß ich inzwischen. Obwohl mir klar ist, dass es ohne Politik nicht geht. Vielleicht noch nicht. Während sich die Welt im kaum nachlebbaren Tempo globalisiert hat, braucht es erst recht Menschen, die ordnen, lenken, ja auch (selbstlos) führen.
Doch das, was wir jetzt erleben, zeigt auch zu deutlich, dass es in diese Richtung nicht weiter gehen kann. Also wieder rückwärts in die kleinen Gemeinschaften, wo doch die große uns über den Kopf gewachsen ist? Wahrscheinlich ja, finde ich. Es müsste doch inzwischen – historisch betrachtet – gehen, aber ganz anders. Kriege müssten doch endlich der Vergangenheit angehören. Können wir uns nicht sicher sein, dass auf diesem Planeten für alle, von allem genügend da ist, um gut zu leben? Ich glaube ja. Wenn sich Gruppen jedweder Größe, endlich unterstützen würden, statt sich durch Stärke und Machtzuwachs zu profilieren… Wenn nicht mehr um des Gewinn Willens produziert würde, was die Welt nicht, jedenfalls nicht in den vorhandenen Mengen, braucht… Wenn Menschen einander nur noch fragen, wie es ihnen geht und was sie für ihr Leben brauchen… Dann wären wir miteinander auf einer anderen Ebene. Und könnten uns irgendwann auch fragen, was wir voneinander an Nichtmateriellen brauchen.
Ich weiß, mein Idealismus ist nie ganz zu besiegen.
Abgehoben? Kann sein. Aber ich möchte alle meine bunten Fäden in meinem Kopf nur noch so verknüpfen, dass daraus ein wunderbarer Quilt entsteht. Bunt und fantastisch. Die Arbeit an so einem großen Teppich dauert lang, braucht Geduld und noch mal Geduld und unendlich viel Mühe. Die Stoffteile wären, um im Bild zu bleiben, bei meiner Arbeit die zwölf Tugenden. In denen steckt alles, was jeder Mensch braucht, um diese neue Welt mit zu gestalten. Nur leider oder Gott sei Dank, man kann sie sich nicht im Netz bestellen und kaufen. Sie wollen errungen, verinnerlicht werden, so dass sich das eigene Interieur, sprich Innere, allmählich verändert, immer harmonischer wird und gleichzeitig immer eigenständiger. Und da wäre ich wieder bei den Kindern und Enkeln. Unserem Ausgangspunkt.
Sie sollen, das wünschte ich mir, fragen lernen, auch das In-Frage-stellen und dabei denken lernen. Selber denken. Und trotzdem sich einlassen auf andere Gedanken. Aber sich nicht üben im Nachdenken anderer Gedanken, drastischer nicht im Vorgekauten bleiben. Dazu brauche ich Mut, der aus meiner Mitte kommt, muss mich üben im Wahrhaftigsein, mir selbst vertrauen. Und ich muss mir die Güte dabei bewahren, sie mir immer wieder erringen, was alles andere als leicht ist. Und das wären dann auch die ersten drei Tugenden von zwölf: Mut, Wahrhaftigkeit, Güte. Diese Drei sind so etwas wie die Grundsubstanz. Schon an sich schwer genug. Doch die acht, die danach kommen, das sind die Wegweiser, Stützpfeiler auf dem Weg des Lernens und Übers. Da wären zum Beispiel Ausdauer, Verbindlichkeit, Geduld. Nach der Geduld kommt nur noch die Zwölfte Tugend: Die Liebe, die selbstlose Liebe, die nichts für sich will.
Diesen inneren Weg, der sich letztendlich nur im tagtäglichen Außen beweisen kann, möchte ich den mir folgenden Generationen, vor allem meinen Enkeln hinterlassen – als Herausforderung für ihren eignen Lebensweg,
Meinetwegen dürft Ihr Jungen und Junggebliebenen auch eine originelle Demo für die Zwölf Tugenden inszenieren, sie auf den großen Plätzen des Landes tanzen, singen, bekunden. Aber bitte, tut es irgendwie, auf EURE Weise. Mit ihnen, den Tugenden, werdet ihr besser mit den Wirren des Alltäglichen zu Recht kommen, im ganz Großen und im Kleinen, wenn es denn mal wieder Streit mit Freunden gibt.
Übrigens: Mit einem Quilt kann man sich wunderbar zu decken und in fantastische Träume versinken.
So ist es mir noch nicht bunt genug, im Prozess…