Ich mach‘ mal weiter.
Ich habe mich nie über Besitztümer und Geld definiert. Ich kann mich an schönen Dingen freuen, noch besser, wenn ich sie mir auch manchmal leisten kann. Schön muss nicht unbedingt teuer sein. Denoch ist es oft lohnend etwas mehr auszugeben. Weil Qualität der Seele gut tut und die Zeiten überdauert. Was entsteht , das ist dann so etwas wie eine Symbiose. Das ’Ding’ fängt an zu leben – mit mir. Und lebt nicht als Statussymbol bei mir.
Soweit so gut.
Geld ist einfach unbestritten beruhigend und macht vieles möglich. Schön, wenn es sich nicht zu rar macht. Ich habe kein Problem, es auszugeben.
Und auch kein Problem, darüber zu reden, wenn es eng wird. Ganz genau so wie ich auch kein Problem habe, zu sagen, dass ich Hunger habe oder dass ich müde bin. Oder dass heute nicht gerade ein guter Tag ist.
Soweit so gut.
Dennoch habe ich ziemlich lange gebraucht, um zu begreifen, dass ich seit gut 30 Jahren in einer Gesellschaft lebe, in der man nicht über Geld redet. Man hat es einfach. Es gehört sich nicht, über daraus resultierende Probleme zu reden.
Es ist offenbar schon passiert, dass ich dadurch ungewollt als Bettler verstanden wurde.
Ich kann – wirklich Glück gehabt – eine gute Adresse angeben. Damit ist der Schein gewahrt. Der schöne Schein. Auch das musste ich erst mal begreifen.
Allerdings habe ich tatsächlich ein Problem beim Anhäufen der Silberlinge. Es ist mir nicht gegeben, derartig Abstraktes zu sammeln. Sinnlicheres schon.
Oder habe ich es einfach nicht gelernt? Ein Ost-West Thema? Glaube ich eher nicht. Mentalitätssache schon eher.
Für das, was mir wirklich wichtig war, hat es irgendwie immer gereicht. Im Osten.
Das Häuschen hätte ich der fünfköpfigen Familie einst gern gegönnt. Es wäre finanziell nicht einfach geworden, aber… das Problem lag woanders. Der sozialistische Mensch sollte nicht der Spiessigkeit im Einfamilienhaus frönen, sondern Urstände in Hochhauswohngemeinschaften feiern. Hatte auch etwas für sich. Nur, dass eine Entweder-Oder-Entscheidung nicht möglich war. Das Oder wurde schlichtweg nicht gefördert.
Dass Geld Grenzen zieht bei der Teilhabe an kulturellen Highlights (Konzert- und Operkarten sind Luxusgut angesichts der Preise), war auch eine neue Erfahrung. Oder dass Gruppenunternehmungen für mich am Geld scheitern… Oder dass die Vorgängerin natürlich Brokatvorhänge (die ich nie hätte haben wollen) besass, statt der weissen Baumwollvorhänge, die mein Fenster unauffällig verhüllten. Das wird dann so in Nebensätzen mitgeteilt.
Es sind im Alltag eher die kleinen Dinge, in denen Geld den eigenen Status hervorhebt, präsentiert.
Doch dazu brauche ICH es nicht, das Geld. Aber genau da bin ich eben auch nicht so recht im gesamtdeutschen Alltag angekommen, wo das Erben so selbstverständlich geworden ist. Der Osten dürfte in dieser Hinsicht um einiges schlechter wegkommen. Mangels einst kaum vorhandener Möglichkeiten Besagtes zu häufen.

Freilich, auch das ist nur ein Teil der gesamtdeutschen Wahrheit, derer es wieder mal so viele gibt…