Auf der erfolglosen Suche nach etwas ganz Anderem in meinen Dateien, fiel mir gerade dieser Nietzsche sozusagen auf die Füße. Ich möchte ihn gern teilen, bevor ich mich wieder selbst am lebendigen Wort mit Allovertoday versuche. Danke Herr Nietzsche fürs Überbrücken der 37-Grad-Hitzefrei-Tage!
FRIEDRICH NIETZSCHE
DAS WORT
Lebendgen Worte bin ich gut:
Das springt heran so wohlgemut,
Das grüßt mit artigem Genick,
Ist lieblich selbst im Ungeschick,
Hat Blut in sich, kann herzhaft schnauben,
Kriecht dann zum Ohre selbst dem Tauben,
Und ringelt sich und flattert jetzt,
Und was es tut – das Wort ergetzt.
Doch bleibt das Wort ein zartes Wesen,
Bald krank und aber bald genesen.
Willst ihm sein kleines Leben lassen,
Mußt du es leicht und zierlich fassen,
Nicht plump betasten und bedrücken,
Es stirbt oft schon an bösen Blicken –
Und liegt dann da so ungestalt,
So seelenlos, so arm und kalt,
Sein kleiner Leichnam arg verwandelt,
Von Tod und Sterben mißgehandelt.
Ein totes Wort – ein häßlich Ding,
Ein klapperdürres Kling-Kling-Kling.
Pfui allen häßlichen Gewerben,
An denen Wort und Wörtchen sterben!
sterben!