…segnen uns noch immer. Ich bin, glaube ich, langsam genusssüchtig. Der Name „Wandermüd“ hatte etwas Magisches. Und der Ort, an dem die Gruppe musizieren sollte auch. Also Karte im Netz, ohne groß nachzudenken, gebucht.
Nicht weit entfernt von bereits beschriebener Preußen-Gloria, fast um die Ecke, steht die Neue Nationalgalerie. Sie ist schön. Ich erlebe das neue architektonische Kleinod jedes Mal neu, anders. Dazu gehört auch der Skulpturengarten, der in diesem Sommer an den Sonnabenden in alter Tradition wieder musikalisch gesegnet wird. Nach langen Schließungsjahren des Hauses .
Ich sitze auf einer Treppenstufe, wie viele andere auch. Von den Skulpturen ist vor lauter Mensch nicht mehr viel zu sehen. Auch von den Künstlern nicht. Sie haben zu Bildern aus der Galerie, Klangwerke entwickelt. Tolle Idee. Bei mir kommt davon leider nicht viel an. Vielleicht hätte das jeweilige Bild auf einer großen Leinwand erscheinen müssen, so dass Hören und Sehen ganz ideal verschmelzen.
Doch neben mir hat sich eine Lady in meinem Lebensabschnitt niedergelassen, nebst Baby und jungem Paar. Wir plaudern. Die laue Nacht, die Kulisse des Potsdamer Platzes, die der Kirche, der Philharmonie verwandeln sich mit schwindendem Licht im Zehn-Minuten-Rhythmus. Es wird alles Eins: die Musik, der Garten, die streichelwarme Luft, die Stadt mit ihren neuen Höhenflügen, das plätschernde Gespräch. So geht Multitasking auch, allerdings im Sinnesrausch statt zielstrebigem Tun.
Am Ende noch ein halbes Stündchen in der nächtlichen Galerie, die sich allmählich füllt. Ich bleibe bei den Surealisten hängen. Bei ihrem Spiel mit den Unmöglichkeiten. Es ist schön. Es war einfach alles „nur“ schön.
Anschließend: An ausfallende Busse und Bahnen habe ich mich in den letzten Wochen allmählich gewöhnt. Jungen Männern, die gerade ein praktisches Problem damit haben, empfehle ich, sich doch zu bewerben. Sie schauen mich verdutzt an.
