Ein bißchen bin ich faul. Aber vor allem denke ich, dass diese Zeilen, für eine Arbeitsgruppe bestimmt, genau hierher gehören.
Also:
Es ist schön, dass das Zeitzeugen-Thema auf die Tagesordnung gekommen ist. Was mich daran interessiert:
Wie begegnet sich Ost und West und West und Ost heute? Gibt es noch Unterschiede? Für mich schon. Wenn ja, welche erlebt jede/r?
Mir geht es, um ein genaueres Hinschauen und nicht um Verletzungen und Wunden lecken. Ich halte es schlichtweg für nötig, dass in diesem Bereich mehr Sensibilität im gegenseitigen Wahrnehmen entsteht.
Im Osten haben und mussten nach ‚89 die Menschen – um weiter zu leben -, sich mehr oder weniger an Normen und Werte einer in vieler Hinsicht anderen Welt anpassen. Darin waren sie mehrheitlich ganz gut und haben dabei eine ganze Menge, nicht nur Materielles, gewonnen. Beide Sätze sind für mich keine Negativaussagen, schlichtweg sehe ich da die so oft zitierten Phänomene. Das, was ist, ohne Urteilswillen.
Der Preis für dieses Anpassen ist bis heute – darüber darf gestritten werden -, die Aufgabe eines Teils der eignen Identität, der eigenen Geschichte, die eben nicht nur „verrucht“ war. Aber bis heute schwer erzählbar ist.
Die Frage zum Beispiel:
Was hatte/hat es mit den bürgerlichen Werten und Normen und mit den sozialistischen auf sich, die letztlich auch gelebt wurden? Sie waren nicht nur lächerlich, wie es bis heute in Filmen, Medien usw. immer wieder dominant vermittelt wird. Aber, zum Beispiel, was geschieht mit Menschen, die sich nicht in erster Linie, wenn überhaupt, übers Geldhaben und Besitz definiert haben, wenn sie auf das genaue Gegenteil treffen? Was individuell wahrscheinlich auch nicht immer stimmt, aber gesellschaftlich bestimmter Wert ist. Bewusst und unbewusst.
Ich will wirklich nicht über Verletzungen reden, sondern schlicht und einfach der Wahrheit, nein, besser der Wahrhaftigkeit ein Stück näher kommen. Das könnte der Mitmenschlichkeit ein Stück auf die Sprünge helfen.
Es lebt sich besser mit der eigenen Geschichte und Identität, die sich vielleicht zudecken, ignorieren lässt, aber nicht abschaffen.
Es wäre schon schön, gemeinsam auf beidseitig Problematisches, Schwieriges, Gelebtes zu schauen. Auch auf das Schöne und Stärkende. Natürlich.
