Der inzwischen Sechsjährige ist aus tiefstem Herzen empört: Die ferkeln alles an! Am liebsten hätte ich ja erst mal laut losgelacht angesichts der Wortschoepfung. Dann habe ich aber versucht, herauszufinden ob es seine Kreation ist, aber schien so.
Jedoch Fakt ist: Der inzwischen ganz schön groß gewordene Knirps reagiert schon länger empfindlich auf Schmutz und wilde Spruehereien. Um eine solche neben unserem Sitzplatz in der Sbahn ging es in diesem Moment. Richtig geschockt war er jüngst: Eine ganze Wagenfront, der von ihm geliebten nagelneuen Sbahn-Wagen, war von oben bis unten quietschbunt besprüht. Schön? Na ja, über Geschmack lässt sich streiten.
Mich fasziniert der Sechsjährige. Er ist empfindsam in seiner Wahrnehmung, hat einen Sinn für Ästhetik und Schönheit offenbar mit auf die Welt gebracht. Ich hätte Beispiele unserer gemeinsamen Erlebnisse sammeln sollen.
Mich ärgert all das auch. Doch oft genug nehme ich es schon nicht mehr wahr. Selbstschutz aus der Ohnmacht heraus. Es gibt in der großen Stadt zu viel davon.
Originell und schön ist es selten. Ich versuche , mich in die MacherInnen hinein zu versetzen: Abenteuerlust, Gesehen werden wollen, Wettbewerb, sich ausdrücken wollen…, der Langeweile den Kampf ansagen, das Protestpotential ausleben…
Jedenfalls sind wir in der Sbahn unterwegs durch den Grunewald und bestaunen den gelben Blätterwald der sich im strahlenden Sonnenschein für ein goldes Flirren entschieden hat. Wie schön ist das!Und ich frage mich, ob das Kind in fernen Zeiten auch zur Sprühdose greifen wird und FERKELND an seine Großmutter denkt.

Wie eine Tendenz zum Moralapostel fühlt es sich eher nicht an.