Dieses Wortgebilde hat doch irgend etwas Spinnenhaftes…oder Sperriges…oder…
Vielleicht fallen sie deshalb oft so schwer, die Kompromisse. Ich liebe Kompromisse, eindeutig. Ich muss nicht siegen. Siegen, das hat etwas Statisches, Glorioses, Vollendetes. Klar, ich siege auch mal gern. Aber dann? Glanz und Gloria sind schnell vergessen. Wenn ich die Krone behalten will, muss ich letztlich, vielleicht gnadenlos, weiter kämpfen. Eine Statusfrage. Das ist selten lustig und macht schnell einsam. Oder auch, mit Blick auf meine Mitmenschen, „gefolgsam“.
Siegern wird sich gern angeschlossen. Weil es der Glanz ist, von dem man gern abbekommen möchte? Weil’s schön ist sich zu sonnen?
Selbst im Sport finde ich es seltsam, wenn eine hundertstel Sekunde über den Sieg entscheidet. Für mich ist einzig und allein am Wettkampf das Gute, dass er zu Leistungen herausfordert, die sonst nie versucht würden.
Mit einem Kompromiss passiert etwas anderes. Da ist Bewegung drin, nichts Statisches. Es muß gefragt und hinterfragt werden. Ich muss mich auf den vermeintlichen Gegner einstellen, mich in ihn hinein denken, auf ihn zu gehen. Wir sind Partner und wollen beide etwas in der Situation gewinnen. Doch gerade das muss erst geklärt werden, im Vorfeld. Und gelingt leider oft nicht.
Und dann muss ich mit mir zu Rate gehen. Wieviel kann ich aufgeben? Wieviel auch nachgeben, ohne dass ich mich selbst schädige. Wo entdecke ich Gemeinsamkeiten mit meinem Partner, im Notfall auch Gegner. Keiner sollte sich am Ende schlecht fühlen, beide sollten sich als Gewinner fühlen. Da steckt anstrengende Arbeit drin, nicht weniger als ich in einen Sieg investiere. Interessanterweise bin ich jetzt in der Situation, alles geben zu müssen und das für Zwei oder zwei Gruppen. Das kann spannender werden als jeder Krimi und mein Ego kommt auch nicht zu kurz – oder sollte ich besser sagen „mein Ich“. Im besten Fall wachsen daraus lebenswerte Langzeitlösungen mit vielen Gewinnern. Und alle können mitwachsen…
Eine uralte Geschichte aus der Artus-Legende fällt mir oft ein. Lancelot, einer der Besten aus der Runde der zwölf Ritter, wird im Wald plötzlich von einem Fremden zum Kampf herausgefordert. Er besiegt ihn. Nach altem Recht hätte er ihn töten können. Doch in dieser Artus-Runde lebt schon ein neuer Geist. Es wird nicht getötet. Geh zu Artus und sag, dass dich Lancelot schickt und du ab sofort für ihn kämpfen willst. In den Legenden geht das meist gut. Denn diese Ritter haben sich auf Gerechtigkeit, Mitgefühl und Liebe eingeschworen. Wer mit ihnen kämpft, will nicht Sieger sein, sondern die Welt verbessern.
Der Kompromiss als Ideal. Faule Kompromisse ausgeschlossen.
Übers Ohr hauen lasse ich mich aber auch nicht gern.