Ich glaube nach aktuellem Ermessen wäre es eher an der Zeit für „Aufgeklärte Königinnen“ statt für Könige. Ich schränke also ein. Und bleibe beim Königsmodus. Nach dem Sturm auf die Bastille und dem Ruf nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ist unendlich viel Zeit vergangen. Dennoch hat alles noch seine Berechtigung. Unsere Bastille wären wohl die bröckelnden Männerfesten, die längst noch nicht zusammen gebrochen sind. Der Ruf nach den gemeinschaftlichen Tugenden dto.
Ich bin keine Feministin, aber Ungerechtigkeiten halte ich schlecht aus. Ich lese gerade eine Biografie über Caroline von Humboldt. Von den herausragendsten Männern ihrer Zeit verehrt, kaum einer der fehlt und nicht von ihr begeistert ist: u.a. Schiller, Goethe und natürlich die beiden Humboldts. Auch ihrer reizvollen Schönheit und menschenfreundlichen Ausstrahlung wegen. Auch. Vor allem aber: Sie war Partnerin auf Augenhöhe der heute auf den Sockeln stehenden Geistesgrößen. Sie suchten das Gespräch mit ihr, die Anregung. Die Sockel blieben IHNEN vorbehalten. Aber das hatten wir schon…
Heute bin ich dann mit meinem Thema in der ganz aktuellen Gegenwart angekommen. Bei den Grünen gibt es derzeit ein Führungsduo. Er wird als Kanzlerkandidat gehandelt, sie steht ein gut Stück in seinem Schatten. Doch was ich so lese passt ziemlich ins gerade beschriebene Raster des 18./19. Jahrhunderts. Sie scheint ihm mindestens ebenbürtig, wenn nicht die stärkere Führungsperson zu sein wie so erzählt und geschrieben wird. Und beide, Sie und Er, haben noch einen besonderen Bonus – sie werden als attraktiv beschrieben, schön. Wenn das nichts ist. Da müssen sich Cartoonisten etwas mehr einfallen lassen als bisher. (Einfügung: Ich hege große Achtung für Frau Merkel, Mann wird sich nach ihr sehnen…)
Aber wie wäre denn das: ein weiblich-männliches Führungsduo für dieses Land, ein KanzlerInnen-Duo. Doch dafür brauchen wir sicher noch ein bißchen mehr Zeit.
Fraglos : Frauen an vorderster Stelle im gesellschaftlichen Leben sind inzwischen keine Ausnahme mehr. Aaaaber: Prozentual ist es immer noch ein sehr kleiner Anteil. Das weibliche Potential ist längst nicht ausgereizt und die männliche Art zu denken und zu lenken dominiert. Die Sockel, heute sind es vorwiegend Straßennamen u.ä., wuchern männlich weiter. Der Anschluß an die Neuzeit wurde irgendwie verpasst. Für mich wäre es eine erheiternde Vorstellung, wenn künftig kreischende Fan-Groups für Aufläufe sorgen, weil eine neue Bundeskanzlerin es versteht sie zu begeistern. Wegen ihrer frauenfreundlichen, überzeugend menschenfreundlichen Politik. Weil sie ausstrahlt, was die meisten suchen. Neue, viel bessere Qualitäten kämen ins Spiel.
So könnte womöglich schon die nähere Zukunft aussehen. Vielleicht. Das macht mich lächeln.
Eine Queen Elisabeth und eine Angela Merkel sollten nicht umsonst ausdauernd neue Wege bereitet haben. Für mich sind beide im allerbesten Sinne starke Frauen – Menschen, die sich nicht wirklich haben beirren lassen. Kompromisse braucht jede Gemeinschaft, jede Gesellschaft. So egal sind wir nicht, dass es ohne ginge. Oder vielleicht sind sie ohnehin der Weg, was ich glaube.
Das Politik-Duo wäre dann für mich, die Möchtegern-Weltverbesserin, der funkelnde Stern am fernen Horizont. Ein Hoffnungsschimmer, schon eher ein Fanal. Doch wo kämen wir hin, wenn wir nicht anfangen endlich ein paar Äonen weiterzudenken. Von dort wären die nächsten kleinen Schritte besser erkennbar.