Eine Kurzfassung zum Thema Vision, ich möchte hier keine Romane schreiben. Aber: Die Corona-Situation provoziert gerade dazu, mal ein bißchen weiter zu denken. Ganz frei weiter denken. Zukünftig. Dieses wäre für mich das zweite Potential dieser vertrackten Situation. (Die erste : Den nicht gerade erträumten Augenblick öfter mal genießen, ohne Vor- und Rückdenken. Denn, zu ändern ist ja eh nichts dran.)
Die letzten zwölf Monate hat die junge, sehr junge Generation sich deutlich Gehör verschafft. Sie wollen nicht mehr mitansehen, dass unsere elementarste Lebens(um)welt systematisch und sinnlos zerstört wird: Frydays For Future. Und jetzt kommt Corona über uns. Ich frage mich gerade, wer da so knallhart einfach mal auf der Autobahn die Handbremse gezogen hat. Die da ganz oben? Ich meine nicht die, die da rund um den Berliner Reichstag herum das endlose Wirtschaftswachstum ausüben. Natürlich nur auch. Sie machen auch noch ein paar ganz gute Dinge, wie jetzt eben.
Ich meine wirklich die da gaaaaanz oben. Wer sonst hätte sich denn getraut, dem Wachstumswahnsinn gnadenlos Paroli zu bieten. Dem Mehr-und-Mehr-Produzieren.
War ja eigentlich dringend notwendig. Also jetzt vielleicht: Corona For Future.
Dank an die Enkelgeneration, dass sie laut und deutlich geworden ist, dass sie den Startschuss gegeben hat.
Was jetzt wachsen könnte, das wäre eine neue Qualität anstelle endloser Quantitäten.
Wie könnte mit all dem Reichtum, der unserer Gesellschaft zur Verfügung steht, etwas Neues gestaltet werden? Zum Beispiel sich nicht in der Produktivität überbieten, sondern in der Kreativität? Nicht den Welthandel immer mehr ausbauen, sondern die Ideen weltweit vernetzen. Im Kleinen anfangen, denn gute Beispiele verderben nicht die Sitten…
Was wir derzeit vermissen ist nicht das allerneueste noch raffiniertere Automodell, der Hightec-Staubsauger-Roboter, sondern die kleinen Läden, Cafés, Restaurants, den Eismann um die Ecke, den Friseur und so weiter und so fort. Die Mitmenschen. Keiner braucht jedes Jahr ein paar neue Sneaker, aber frisches Obst und Gemüse, das bildlich meist vor der Haustür wächst. Warum muss es denn immer raffinierter und extraordinärer werden und wozu? Nichts gegen einen exzellenten Käse, der teuer ist, oder ein gutes Stück Fleisch. Das reicht aber einmal in der Woche oder im Monat.
Was uns lebendig erhält, das sind doch die Menschen um uns herum, die Kinder, auch die Künstler und ihre Werke. Gesunde Nahrung aller Art.
Woher könnte das Geld für so ein lebendiges Wachstum kommen? Woher die Mittel für das existenzsichernde Grundeinkommen für jeden? Da müssten wirklich mal unsere Wissenschaftler ran. Sie müssten einerseits mit allen zusammen die lebenswerten Visionen entwickeln. Erst daraus ließen sich die nächsten machbaren Schritte ableiten. Sie sollten mit uns träumen und rechnen und probieren. Versuch und Irrtum gehören doch selbstverständlich zum menschlichen Dasein. Im Großen wie im Kleinen. Das Eine braucht das Andere. In welche Richtung soll ich meinen Fuß setzen, wenn ich nicht weiß, wo ich hin will. Zusammen probieren, statt ständig Hasstiraden loszulassen- wäre das nicht die Alternative?
Aber auch: Wenn es so richtig weh tut, dann gehe ich freiwillig zum Arzt und hole mir Rat. Macht ihr mit, ihr Wirtschafts- und sonstigen Weisen aller Couleur? Wozu haben wir so ein fantastisches Gelehrtensystem? Es könnte, nein müsste doch helfen, die Krankheiten der Gesellschaft zu heilen. Da könnte ein Blick in die Geschichte helfen: Die Humboldt-Brüder, auf die die Deutschen ja so stolz sind, waren beide auf ihre Weise Denker und Macher.
Wir wissen, weil wir es ein Leben lang erlebt haben, daß eine Wirtschaft zu fast allem fähig ist. Ich meine das durchaus positiv. Wenn jetzt allmählich (anders wird es nicht gehen) aus dem extensiven Wachstumsprozess ein intensiver, nach innen gekehrter auf (Lebens)Qualität bedachter würde, dann hätte ich das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein.
Kein Kind wächst endlos. Es braucht eine gewisse Größe und Reife, um seinen nächsten Entwicklungsschritt gehen zu können. Da erscheinen dann neue innere Qualitäten. Oft auch hart errungen, beim Älterwerden. Die Menschheit an sich, so scheint es, steht jetzt an einer Schwelle in ein neues Lebensalter. Die Vorraussetzungen sind da.
Der Mut auch, um über diese Schwelle zu gehen und die vermeintliche Ruhe und Sicherheit zu riskieren?
Neues, Unbekanntes macht meist auch Angst. Gewohnte Sicherheiten bleiben auf der Strecke. Und trotzdem, weil es eigentlich nicht anders geht:
Warum nicht Corona For Future?
Wir wären dann so frei, nicht noch mehr Schicksalsschläge als Lektionen hinnehmen zu müssen.
Vielleicht schlummert ja in irgend einer I-Cloude schon so ein Konzept zum
Anfänge wagen…
Fotos: Pestmaske und Perspektiven, vielleicht neue Horizonte