Corona-Glück

Ich weiß, diese Wortverbindung ist Frevel. Die Hölle möge mir erspart bleiben.

Ich war heute bei Monet, das zweite Mal in dieser Barberini-Ausstellung.

Ich war in seinem Garten, nicht nur, aber vor allem.

Eine gefühlte halbe Stunde allein mit den Originalen. (Zwei nette, zurückhaltende Aufsichtsmitmenschen mal ausgenommen)

Ohne verschärfte Corona-Regeln wäre mir das nicht vergönnt gewesen.

Ich erinnere mich noch an das ungemütliche Gedränge im Februar vor der erzwungenen Schließung. Irgendwann noch einmal oder zweimal in Ruhe, dachte ich mir damals, als die Welt insgesamt noch ziemlich anders war.

Und heute nun das. Ein so nicht erwarteter Zauber umfing mich, je länger ich in den Räumen war. Der Zauber der Natur, der unglaublichen Bilder… Der Zauber auch dieses besonderen Museums.

Eigentlich hatte ich die Seerosen- und Gartenbilder etwas über. Ich hatte vor, mich etwas mehr in die anderen „Orte“ zu vertiefen, Paris, London, die Seine und die Themse, Holland, in die verewigten Momente des beginnenden Industriezeitalters. Sie waren mir bisher zwar bekannt, aber nicht so vertraut.

Ich frage mich, was heute geschehen ist.

Kein noch so guter Kunstdruck, kein Video kann das, was die Originale vermögen. Und dann noch in dieser Fülle. Das Spätwerk des Malers fing heute an, sich für mich zu verselbständigen. Sein Pinsel hat die Natur zum Sprechen gebracht, hat ihren Atem festgehalten. Nee, nicht festgehalten, sichtbar und spürbar gemacht. Vor allem spürbar. Das Übersinnliche, das Göttliche der Schöpfung wurde aus der Farbpalette gezaubert.

Und ich durfte die stille Schönheit dieses Moments erleben, genießen – ein bißchen in ihr versinken.

Der Rest der Ausstellung war heute nur noch Anhängsel mit vielen Highlights.

Der nahe liegende Frühlings-Park mitten in der Havel führte dieses Erlebnis zur Vollendung.

Danke liebes Schicksal für diesen Vormittag.

Und Entschuldigung für das Pathos. Ich konnte nicht anders.

Zum Selber-Ausprobieren: Bis zum 19.Juli im Museum Barberini in Potsdam.

An einem Vormittag im Mai 2020, mit Maske im Museum und ohne outside…

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