Was mir Angst macht

Nein, nicht Corona. Die nehme ich ernst, bin vorsichtig im Umgang mit ‚ihr‘ und weiß, dass es einfach auch Unabwendbares, Schicksalhaftes im Leben gibt.

Angst macht mir etwas anderes, an das ich nicht erst seit Heute und Gestern stets und ständig stoße. Ich nenne es mal Ideologien. Die harmloseste Wörterbuchdefinition dazu lautet erst mal ganz einfach „Weltanschauung“. Aber, gibt es die Weltanschauung? Eine fürs Leben, eine ein für allemal?

Die Welt verändert sich. Ich verändere mich. Vor allem Letzteres. Hoffentlich.

Dann begegne ich viel Bewegung und Bewegten im Außen. Und ich bewege mich im Außen – und auch im Innen. Da kann nichts festgeschrieben werden. Und ich möchte nicht in ein Schubfach gesteckt werden. Wenn die Erstarrung kommt, kommt die Ideologie. Die macht mir Angst. Ideologien machen mir Angst. Ich selbst erlebe um mich herum ein Erblühen aller möglichen Ideologien. Mehr denn je zuvor.

Vor vielen Jahren habe ich mal in mein Notizbuch geschrieben: Wenn eine Gruppe sich einer Idee bemächtigt, dann ist die Idee schon verloren. Verloren, weil meist daraus sehr schnell eine Ideologie gezimmert wird. Möglicherweise oft ungewollt. Aber, es ist so. Denn dann hat alles, was den Rahmen der Ursprungsidee sprengt keinen Platz. Wer drumherum und drüber hinaus denkt, der wird schnell zum Verräter und meist auch ausgestoßen. Und die Idee beginnt zu sterben…

Verschworene Gemeinschaften haben für mich selten etwas Anziehendes, eher etwas Abstoßendes. Freilich könnten sie der Kern für etwas Gutes, Neues in der Welt sein…könnten…

Was macht Ideologien so verführerisch? Da kommt, glaube ich, vieles zusammen. Sie führen in eine Gemeinschaft vermeintlich Gleichgesinnter, das gibt Halt. Vermeintliche Sicherheit entsteht, wenn ich einem vorgegebenen Gedankengebäude folgen kann. Und dann womöglich habe ich das Gefühl, ich bin auf der besseren Seite, eventuell ‚Ich bin etwas Besseres, weil ich weiß was gut und richtig ist‘. Meine Weltanschauung hat alle Antworten und in der Regel auch einen Vordenker. Bin ich ‚Nach’denker oder ‚Mit’denker? Kann ich noch selber denken, weiter denken? Darf ich…?

Aber, wenn ich dieses Weltanschauungsgebäude mit meinen eigenen Gedanken abgleiche und wenn ich dann womöglich nicht Konformes aussortiere, dann bleibt das eigene Denken schnell auf der Strecke. Da sind ja kluge Menschen, die es wissen müssen. Tückisch. Zumal es in der Welt die einfachen, klaren Antworten nirgendwo gibt.

Für mich gibt es durchaus einfache, klare Orientierungen. Die befinden sich aber auf einer anderen Ebene. Es sind moralische Wertvorstellungen, die mir allein eine Orientierung geben. An denen kann ich mich in der Welt messen und weiter entwickeln. Mit ihnen begebe ich mich mit einem relativ sicheren Boden unter den Füßen in die Welt der Ideen. Ideen, die nicht zu festgefahrenen Ideologien verkommen dürfen und die keinen ausschließen, der Fragen stellt und seine Gedanken dazu stellt.

Ich spreche mal wieder von den zwölf Tugenden, dem Geländer in meinem Leben.

Glaubensgemeinschaften gibt es nicht nur im Bereich der Religionen. Weltanschauliche Verbünde existieren reichlich. Auch Gurus aller Coleur. Sie sind überall.

Ich denke da auch an Anthroposophie, die aus sich heraus eigentlich ein offenes Gedankengebäude ist.

Aber auch alltäglicher: Radfahrer und Veganisten kommen oft als solche Gemeinschaften daher, natürlich auch Autofahrer. Freilich niemals alle. Aber Gruppendynamik nahe an einer Ideologie ist als Potential allemal anwesend.

Das zum Thema Ängste. Meinem Aspekt.

Berlin in diesen Tagen. In diesem Motiv steckt alles Mögliche aus dem Reich der Ideologien.

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