Im diesem Wort steckt etwas Tückisches, wenn ich es zerpflücke. Leiden, schaffen und schaf(f)t, … Leidenschaft. Merkwürdig, da ja eigentlich große Gefühle gemeint sind.
Unsere schöne deutsche Sprache.
Genauer hingeschaut finde ich, dass so ungeheuer viel Wahrheit drinsteckt. Viel mehr als uns wahrscheinlich im alltäglichen Sprachgebrauch bewusst wird. Wir sind leidenschaftliche Sportler, Sänger, Tänzer, Lesende… – Liebende.
Wir folgen unserer Leidenschaft mit viel Freude und einem Gefühl des unwiderstehlich Hingezogenseins. Durchaus auch mit Abhängigkeitstendenzen, die sich partiell unseres Willens entziehen. Wenn dann kein Raum und keine Resonanz für unsere Leidenschaft da ist, beginnen wir tatsächlich zu leiden.
Ein widersprüchliches Sprachgebilde ist diese Leidenschaft. Aber auch ein Hinweis auf die Tücke der selbstwaltenden Gefühle. So scheint es mir. Unsere Gefühle lieben wir, wir kultivieren sie, verlassen uns auf unser Bauchgefühl...und lassen uns stets und ständig von ihnen überwältigen. Im Guten wie im Schlechten.
Ich bin zunehmend geneigt, ein Warnschild aufzustellen: „Vorsicht Gefühle!“. Weil… ja weil sie vielleicht Urgewalten sind. Einem Orkan, wie erst Vorgestern auf Berlins Straßen, setze ich mich ja auch nicht ungeschützt und freiwillig aus. Mal abgesehen davon, daß ihm ein riesiger wunderschöner Regenbogen folgte.
Freilich, Gefühle haben auch die andere Seite, das Zarte und Sentimentale, die stille Leidenschaft. Diese wandelt womöglich am anderen Abgrund. An dem der eigenen, nicht gut überschaubaren Untiefen.
Das Schöne an der Leidenschaft ist andererseits, das ich mich mit etwas mit Haut und Haar verbinde, es mit allen Fasern lebe. Doch genau dort beginnt die Gefahrenzone, in der mich schnell selbst verlieren kann, mir die Zügel entgleiten.
In diesem Zusammenhang beschäftigt mich eine anderes Thema schon lange: Krankheit, Sterben, Tod. All das ist in unserer Welt extrem gefühlsdominiert. Ich frage mich: Ist in diesen Bereichen neben der „wilden“ Gefühlswelt nicht auch noch etwas anderes wichtig? Zum Beispiel unsere ordnenden Gedanken, Kampfeswille, wenn es sinnvoll erscheint… Welche Art von Gefühlen entstehen, wenn ich mir in einem Krankheits- oder auch Sterbeprozess über das Schöne in meinem bisher gelebten Leben klar werde und Dankbarkeit dafür entsteht. Mir scheint, dass das ganz andere Gefühle sind – gegründete. Solche, die über mein leidendes Ego hinausgehen. Keine Leiden-Schaften, sondern eine tief empfundene Freude.
