Ein verwirrend schöner Sommertag mitten im Frühling bei 30 Grad. Ich bin mit der Enkeltochter an der Havel. In unserer Lieblings-Badebucht. Wir haben sie wieder und sie gehört doch tatsächlich uns allein für einen ganzen Tag. Es wurde noch verwirrender: Ich schaue irritiert aufs Wasser: Schwimmt da – so anderthalb Meter entfernt – ein großes Stück Holz (was immer mal vorkommt)? Aber, irgendetwas ist anders. Ich mache die Achtjährige darauf aufmerksam. Ihre spontane Reaktion: „Das ist ein Otter!“ Wirklich ein Otter? Im nächsten Moment macht das Stück Holz eine s-förmige Tauchbewegung.
Ich kann es dem Kind nicht glauben. Könnte es nicht auch ein Biber gewesen sein, denn die gibt es in dieser Gegend inzwischen doch ziemlich häufig? Ich werde aus voller Überzeugung belehrt: „Nein, die schwimmen anders und haben eine andere Farbe.“ Irgendwie scheint das Kind Recht zu haben. Wir einigen uns auf Googeln zu Hause. Denn erst mal haben wir Wichtigeres zu tun: Buddeln, Picknicken, Enten begrüßen, anbaden. Letzteres gelingt dem Kind ganz, mir nur zur Hälfte. Es wird ein wunderschöner Tag mit Strandgefühl, Kuckucks-Rufen, Segelbooten, riesigen Lastkähnen, Motorbooten von unterschiedlicher Schönheit. Auch ein paar Raser sind dabei. Die machen nicht nur die allergrößten ostseetauglichen Wellen, sondern auch elenden Lärm.
Eine Bus-Viertelstunde weiter und einige Stunden später sind wir wieder mitten in der Millionenstadt und zu Hause. „Wir wollten doch googeln“, die Otter-Kennerin hat das Ereignis nicht vergessen. Und siehe da: In der unteren Havel gibt es seit einiger Zeit wieder Fischotter. Da war wohl einer neugierig und wollte das Großstadt-Feeling erkunden. Denn dort, wo wir waren, ist es eher mittig. Eben der Berliner Bereich und nicht die Mecklenburgische Idylle.
Fischotter sei willkommen in Berlin! Hier sind offenbar nicht nur die Bären zu Hause, sondern auch die Fischlein.
Apropos Bären: Hatte ich schon mal geschrieben, dass mein professioneller Mäusefangassistent den faszinierenden Namen Bärenfänger trägt? Ganz in Echt. Hoffentlich brauche ich seine umwerfenden Dienste nie wieder. Ich gehe lieber Fischotter beobachten.
