Verlangsamung klingt so schön und ist inzwischen in vieler Munde.
Ich erlebe diese Verlangsamung beim Gehen. Einfach gehen, statt rennen, fahren womit auch immer.
Natürlich habe ich gut reden: Ich muss nicht mehr Morgens pünktlich an meinem Arbeitsplatz sein. Nachmittags warten keine Kinder mehr auf mich. Ich kann ausschlafen, wenn nötig und mir meist die Zeit nehmen, die ICH brauche. Dafür bin ich dankbar. Sehr sogar, da ich das Gegenteil nur zu gut kenne.
Aber, jetzt kommt das große Aber: Es scheint wie ein Wahn zu sein das „Schnell-Sein-Müssen“. Rasende laute Motorboote auf dem Wasser. Langsam Radfahren ist fast unmöglich, da es hinter mir immer jemand eilig hat und ich Platz machen muss. Auf dem Gehweg, der eigentlichen Fussgängerdomäne, wird die nicht gegangene gerade Linie zur Gefahr. Radfahrer von hinten und seitlich, die weder klingeln noch bremsen und so für Schrecksekunden sorgen. Immer sportlich, selbst auf einem schmalen Wanderweg wäre ich mit Millimeter-Abstand fast umgefahren worden.
Dazu die E-Roller, die nur selten die Straße benutzen. Da bin ich allerdings sogar froh. Unsere Straßen taugen nicht dafür, ich möchte nicht ständig Unfallzeuge werden.
Ich glaube schon, dass es auch im hektischen Berufsalltag Verlangsamungschancen gibt. Wahrscheinlich braucht es Übung, um dahin zu kommen.
Schon, wenn ich selbst nicht mehr so oft Fahrzeuge benutze, sondern die öffentlichen Angebote ausreize.
Das Großartige daran ist: Ich gewinne Zeit zum Nachdenken, Schauen, Entdecken.
Solche Gewinne sollten eigentlich uns allen zu Gute kommen.
