Vermischte Zeiten

An den Fundamenten des entstehenden Preußens. Neugierig, wie sich ein neuerstandenes Schloß ohne König und Königin in der Mitte Berlins anfühlt, landen wir fürs Erste im Untergrund. Das ist ja nicht die schlechteste Idee, sich von Unten nach Oben hochzuarbeiten. Eine der kartenpflichtigen, derzeit aber noch kostenlosen Ausstellungen, im auferstandenen Gewerk ist der Schloßkeller.

Wir wandeln an Bruchstein- und Ziegelgemäuer in den Kellergewölben vorbei. Kloster, altes Schloß, nächstes Schloß, der sozialistische Palast – Mittelalter bis jüngste Vergangenheit. Die Zeiten vermischen sich im Untergrund. Das hat etwas sehr Anheimelndes, fast Sympathisches. Die Spuren der Dominikaner und der Mächtigen. Die Küchenreste und Verschläge des Gefügels, das dort von Mägden auch gerupft wurde. Oben warteten die Herrscher auf ihre Gaumenlieblinge… Ich glaube, bei den Mägden und Köchen würde man am besten den Charakteren der Mächtigen auf die Spur kommen. Und ihr Wirken, Tun und Nicht-Tun nachvollziehen können. Sie waren eben alle nur Menschen. Aber sie haben ihre Zeit stark geprägt und uns einiges hinterlassen.

Scherbenreste sind zu besichtigen, bemalte und sehr irdene. Das Küchenmesser aus dem untergegangenen Osten.

Macht und Ohnmacht – alles in Trümmern. Berlin wie und was es mal war.

Ich bin ehrlich gesagt glücklich über viele Hinterlassenschaften der einstigen Herrscher. Zum Beispiel über all die Residenzen rechts und links der Havel zwischen Potsdam und Berlin. Da wurde eine Landschaft aus sich heraus gestaltet – so unglaublich schön, wie es selten gelungen ist.

Ich wünschte mir einen neuen Regenten, der sich mit einem heutigen genialen Lenné verbindet, und wieder ein bleibendes Stück Berlin gestaltet…

Mal sehen, was das alte neue Schloß noch bringen wird – außer dass es das Linden-Ensemble wieder vervollkommnet.

Ich persönlich hätte auch gut mit einem – von innen her in jeder Hinsicht erneuerten – Palast der Republik leben können. Weil – weil ich glaube, dass man Zeiten nicht auslöschen und überspringen kann.

Neue Herrlichkeit. Und neuer Geist? Wir werden sehen.

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