Ostwestlich (4)

Meine Vergangenheit gehört (zu) mir…..ganz genau so wie meine Gegenwart und Zukunft. Muss der Verlierer eigentlich immer auf der falschen Seite gestanden haben? Muss der Sieger eigentlich immer der Bessere, Überlegene sein?

Ich spreche von zwei grundverschiedenen Gesellschaftssystemen. Das eine wollte radikal Wurzeln ausrotten und etwas völlig Neues anfangen. Das andere hat die alten Wurzeln zu neuem Leben erweckt – und auch versucht, es besser machen. Letzteres hat ganz gut funktioniert. Das andere ist gescheitert, weil…

Ich spreche von der alten Bundesrepublik und der einstigen DDR, von einer neuen Demokratie und einer neuen Diktatur.

Etwas Neues probieren und scheitern – ist das verdammenswert? Oder ist das nicht zumindest mit einem gewissen Respekt zu betrachten?

Ich würde mich freuen, wenn mich mal jemand nach meinen vierzig Jahren Erfahrungen mit eben diesem untergegangenen Land fragen würde. Und nicht jeder schon wüsste, wie alles war, obwohl er/sie auf der anderen Seite gelebt hat. Froh wäre ich auch, wenn ich meine Vergangenheit nicht lieber für mich behalten möchte, weil es mich ganz schnell in die „Schäm-dich-Ecke“ führt oder lächerlich macht oder ich mich plötzlich ganz klein und schrecklich dumm fühle oder ich nicht bedauert werden will.

Könnte es nicht sein, dass Verlierer auch durchlebte Erfahrungen beizusteuern haben, die der Gegenwart und der Zukunft auf die Beine helfen? Dass sie möglicherweise würdevoll in der proletarischen Diktatur gelebt haben. Und viele einfach wollten, dass die Welt ein bißchen besser wird. Sucher eben.

Das wäre nichts anderes als das, was die Menschen, die heute für eine grüne Zukunft auf die Straße gehen, die Klima und Erde retten wollen, auch tun. Die Themen haben sich geändert, aber es geht wieder um mehr Menschlichkeit wider eine Diktatur der Wirtschafts- und Geldmonopole und wider unseren Egoismus.

Doch das Wie bleibt für mich immer noch das große Rätsel.

Ich glaube, es reicht nicht sich zu wehren und zu protestieren, um sich als besserer Mensch fühlen zu können.

Die höchste der zwölf Tugenden ist die Liebe, genauer die Agape, die selbstlose Liebe. Zur Natur, zu den Tieren, zu jedem von uns Menschen. Ich kann es täglich üben. Wie gesagt Üben.

Nicht auszudenken, was passiert, wenn alle mitüben.

Ich weiß, ich bin ein idealistischer Spinner…

Aber wenigstens das.

Ich habe doch schon Probleme, wenn sich ein alkoholisierter Obdachloser zu mir in den S-Bahn-Aufzug drängt.

Wo anfangen, wo aufhören???

IM SUMPF von Otto Niemeyer-Holstein. Ich weiß nicht so genau, warum mir gerade dieses Bild in den Sinn kam. (Zur Zeit noch zu sehen in einer Sonderausstellung „Pflanzen brechen aus der Erde“ innerhalb der Sammlung Scharf-Gerstenberg)

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