Aufständig

Das wird jetzt etwas Esoterisches, beinahe Lästerliches. Genau genommen ist es das für mich eigentlich nicht. Also, was mir heute Morgen so durch den Kopf ging, der nach dem Infekt erstmalig klarer daher kommt:

In meinem Leben gab es mindestens drei Auferstehungen. Ohne Himmelfahrt. Ist die vierte dann mit Hi……? Oder habe ich ein himmlisches ABO auf Auferstehung ohne? Das ist zwar alles ziemlich anstrengend, aber, wenn ja, danke dafür.

Vielleicht geht es noch um das seelische Auferstehn. Das könnte noch eine Menge Arbeit, wahrscheinlich Kraftakte mit sich bringen. Hätte ich aber durchaus Lust dazu.

Ich werde mich wohl für den Workshop im März anmelden. Der könnte dabei helfen.

„Der Quilt meines Lebens“ hatte ich vor fast drei Jahren während des Lockdowns darunter geschrieben. Was fehlt noch? Mehr von dem hellen warmen Rot. Das bestimmt. Und noch?

Ostwestlich (13)

Schon wieder die „13“. Am letzten Freitag, den 13., hat mich ein heftiger Infekt erwischt, der gerade wieder abklingt. Nein, ich bin überhaupt nicht abergläubig – oder doch vielleicht ein bißchen. Ich spiele halt mit dem Phänomen, wie immer.

Deshalb schreibe ich jetzt einfach über etwas ganz und gar Harmloses. Wir haben den 3. Januar. Ich bin mit Enkelkind zum Neujahrsspaziergang verabredet. Wir genießen die Fährüberfahrt auf dem Wannsee nach Kladow. Natürlich spielen wir, wie so oft, dass wir beste Freundinnen sind und tauschen uns über unsere Familien aus. Ja, wo ist denn dein Mann werde, ich gefragt. Den habe ich auf eine lange Dienstreise geschickt, schon lange. Mir ist zu dem Thema einfach nichts mehr eingefallen. L. liebt dieses Spiel. Wir sind angekommen. Die bunten Eisbuden locken noch immer. Doch sie sind geschlossen. Wir einigen uns auf ein verdientes Essen nach der Wanderung und los geht es. Es gibt so viele kleine und große Schönheiten am Weg zu bewundern. Die Luft ist klar und dann scheint auch noch die Sonne. Uns geht es gut. Aber dann kommt es langsam, das Bedürfnis nach einer Pause und der knurrende Magen. Bei der fünften geschlossenen Gaststätte kriechen wir mehr als das wir gehen und finden dann irgendwann an der Hauptstraße einen Luxus-Italiener. Nicht gerade geplant. Wenn es denn schon so ist, genießen wir das Essen und das wirklich schöne Ambiente. Das Kind hat sich für einen voluminöses Crepe entschieden mit allen möglichen Leckereien. Ich bin bei Gnocchi gelandet, allerdings mit Trüffeln, so ziemlich das Preiswerteste.

Meine Gedanken verlieren sich in Erinnerungen. Wir wandern im Thüringer Wald. Ein warmer Sommertag. Ein größeres, ein kleineres Kind, das dritte in der Sportkarre. Die erste Pause an einem Bach. Es darf geplanscht werden. Die Brote schmecken, das Obst auch. Die Trinkflaschen leeren sich. Kaum andere Menschen am Weg. Der Wald schenkt Stille und reichlich Beute an Stöcken und Steinen für den sammelfreudigen Nachwuchs. Manchmal auch ein paar Beeren. Allmählich segnet uns die Mittagssonne mit Müdigkeit und HUNGER. Die Vorräte sind aufgebraucht. Doch der Wegweiser verspricht ein gastliches Haus. Glücklich erspähen wir es. In der Nähe Enttäuschung: Ruhetag. Noch gibt es mitten im Wald zwei weitere Versprechungen plus ein paar Kilometer dazu. Dann noch eine geschlossene Tür. Die Jüngeren quengeln, der Ältere wird unleidlich. Das dritte Etablissment hat geöffnet…und ist gnadenlos überfüllt. Irgenwann ergattern wir noch Bockwurst mit Senf und Brot und sitzen auf einer Holzbank vor der Tür. Die Küche war sozusagen ausverkauft. Trotzdem, mit nicht mehr leeren Magen konnten wir den Rest des Weges wieder genießen.

Hat das nun etwas mit Ostwestlich zu tun? Das Mysterium geschlossener Gaststätten und gleichzeitiger Ruhetage… Bockwurst und Luxusessen… Na ja…

Randbemerkung 24

Ich male nicht. Ich spiele, spiele mit Farben. Die, nach denen mir gerade der Sinn steht. Manchmal ist es ein Farbton in Variationen. Meist wird es ziemlich bunt. Es macht Spaß.

Doch dann spielt mir der Kopf einen Streich.

Plötzlich taucht mittendrin auf dem Papier ein Strichmänchen oder so etwas Ähnliches auf. Eine Geste, eine Bewegung.

Die Hand greift zum Kugelschreiber.

Plötzlich steht hintendrauf irgendetwas Sinnstiftendes. Meine Befindlichkeit. Wahrscheinlich…

Das nur so am Rande.

Auf Wieder Sehen – Wieder Sehen – Aufsehen – Wieder Aufsehen – Auf Wiedersehen – Wi(e)der sehen (1.1.2023)

Stoßgebet

In der Krise komme ich an meine Grenzen. Jetzt geht’s nicht mehr um Mich-Neu-Sortieren-Können, was ja immer geht. Jetzt muß ich. Gut so. Wenn’s nicht so schwierig wäre. Ich vertraue erst mal dem Schicksal. Das serviert mir oft das Gesuchte auf dem Goldenen Tablett. Hoffentlich mache ich nicht eine ungeschickte Bewegung, alles fällt zu Boden und wird unbrauchbar. Oder ich verschlafe die hilfreiche Geste. Ist das dann auch Schicksal? Aber, im Ernst: Ihr Himmlischen helft mir weiter! Ich bitte inständigst darum. Ich glaube an Euch. Aber, das wisst ihr ja schon.

Allen, die mich begleiten, wünsche ich ein Jahr voller Träume und Hoffnungen – auch wenn sich scheinbar nichts erfüllen sollte. Das Schöne und Gute muß gehegt und gepflegt werden.

Wo ICH den Guten Geistern am Nächsten bin

Neu Sein Werden

Das Jahr mit der Schnapszahl hatte es in sich. Es war existenziell und herausfordernd. Im Großen und im ganz Persönlichen. Es muss alles neu gedacht und definiert werden. Das ist mein Gefühl. Für das Große Ganze bin ich zwar nicht im Denken, aber im Tun an meinen Grenzen.

Mich selbst neu denken und ins Handeln kommen, wird zur ultimativen Herausforderung.

2023 – was mache ich mit Dir, aus Dir?

So habe ich um die Weihnachtszeit begonnen zu schreiben. Und heute, am letzten Tag dieses Jahres, habe ich das Gefühl in einem leeren Raum zu schweben. Ankommen ist unmöglich, Dasein gefragt. Wie? Selbst die Idee fehlt. Ehe es noch kryptischer wird:

Lexikal bedeutet kryptisch verborgen, aber auch geheimnisvoll, mysteriös, unklar, unverständlich, vage, verwirrend usw. Dieses Wort hat viele Ebenen. Ich versuche mal drei für mich wesentliche Gedanken:

In den Trümmern einer Großstadt bin ich vor endlos vielen Jahren angekommen. Ich war ungefähr Drei und habe gefragt: Was ist das? Ich kann mich wirklich erinnern. Auch an für mich unbegreifliche Erklärungen. Geblieben ist die simple Frage – bis heute: „Warum? Muss das so sein? Wahrscheinlich ist das eine der wesentlichen ersten biografischen Erinnerungen. Wo ich damals stand, bestimmt heute Glimmer und Glitzer das Bild. Und Schönes Altes ist auferstanden aus den Ruinen. Jetzt bin ich biografisch beim Endspurt angekommen und seit fast einem Jahr ist Krieg wieder so hautnah und real, wie Jahrzehnte nicht. Ich fühle mich so grundlegend ungeschützt, fragend, ohne Antworten zu bekommen, verloren auf dieser Welt. Wie einst das Kind. Möglicherweise kann Politik Schlimmstes verhindern. Wahrscheinlich haben die Menschen noch immer endlos zu lernen. Das Bekriegen im Kleinen aber könnte aufhören, wenn geübt wird. Toleranz, gegenseitige Akzeptanz, Respekt, liebevolles Aufeinanderzugehen sind, glaube ich, die kleinsten Bausteine.

Wir hatten wieder mal einen heißen Sommer. Schön, denn mit dem Älterwerden brauche ich mehr äußere Wärme. Doch die Erde trocknet aus. Fast vor der Haustür hat der Wald wochenlang gebrannt. Was jetzt geschieht ist bedrohlich für die Erde und alle, die lebendig mit ihr verbunden sind. Hat die Zeit der endlosen Wachstumsraten endlich ein Ende? Konnte der Zwang nur von außen kommen, weil wir sehenden Auges nichts ändern konnten. Ist dieser Zwang endlich groß genug, um die ach so erfolgreiche, auf endlosem Wachstum basierende Marktwirtschaft in die Knie zu zwingen und den Finanzhierarchien ein Ende zu bereiten? Wir haben doch alles, um die Schönheit unserer Erde und unserer Welt zu erhalten. Es könnte, mit dem, was uns an Wissen und Fähigkeiten zur Verfügung steht, doch unendlich sozialer und lebenswerter für ALLE werden. Ich weiß, so einfach ist es nicht. Revolutionen bringen, außer neuer Gewalt, nichts. Bloß, ich bleibe dabei, das Paradies für alle ist jetzt schon möglich. Wer macht den Entwurf, wer setzt ihn um? Krieg können nur Irre wollen. Wohin mit ihnen….

Ich selbst ringe mit einer Leere, einem inneren und äußeren Vakuum. Die Krise ist allseitig. Das fühlt sich überhaupt nicht gut an. Ich muß mich neu verorten und weiß nicht wie. Es fehlt an Kraft.

Der Krieg, das Klima, das Eigene – Krisen sind Chancen, dass es neu werden kann. Was wäre der Gewinn aus diesen Herausforderungen?

Kryptisch!?

Fortsetzung folgt.

Zu wissen, nicht allein zu sein, aber mir selbst helfen müssen: Ausblick 2023

Bedrohliche Nähe

Der Krieg ist hautnah gerückt. Bedrohlich nah.

Er lässt sich auch nicht mehr aus Kinderzimmern verdrängen.

Der Streit um einen Playmobil-Feuerwehrhelm eskaliert. Jede/r braucht ihn dringend und beharrt auf seinem Recht. Es wird nicht nur laut, sondern auch handgreiflich. Ziemlich brutal. Alle meine Versuche der Deeskalation scheitern kläglich. Ich muß laut werden, um mir Gehör zu verschaffen. Irgendwann habe ich die beiden Streithähne im festen Griff. An jeder Hand einen. Ich hole tief Luft nach gründlicher Erwägung.

„Wisst ihr, was gerade in der Ukraine passiert?“ Ja, sie wissen. Mehr als ich ahnte, sogar Namen werden genannt. Und da ist das neu zugezogene Mödchen im Haus. Der Papa ist im Krieg, in der Ukraine. Es ist still geworden.

Ich frage: Wisst ihr wie Kriege entstehen? Schweigen.

Ich sage (so etwa): Jemand will etwas, was der andere hat. Nur einer vielleicht darüber will reden. Das reicht nicht. Dann wird zugeschlagen. Menschen müssen sterben. Wofür eigentlich…

Wir wiederholen die jüngst besprochenen Regeln für Problemlösungen:

Nicht schreien, nicht schlagen, reden. Immer wieder reden und nach Lösungen suchen, Kompromisse finden. Die beiden wissen schon, was Kompromisse sind. An Ideen für einen guten Kompromiss muss allerdings noch gearbeitet werden.

Die Übungen im Kinderzimmer könnten durchaus von weltgeschichtlicher Bedeutung sein. Auf jeden Fall fängt die Weltgeschichte dort an. Finde ich.

Darum ging’s, genauer um den Helm. Der eine braucht ihn für den Motorradfahrer, die andere für die Mama, die bei der Feuerwehr ist. Zwei durchaus einleuchtende Argumente.

Nicht mehr polar

Ich versuch’s mal einfacher, besser, klarer. Ich habe es offenbar meinen Lesern mit dem ‚polarisierend‘ letzte Woche zu schwer gemacht. Heute nicht Alt und Jung als Polaritäten, sondern einfache nur ALT.

Faltengebirge, Schmerzen, die kreativ sich stets neue Ziele aussuchen. Immer öfter ein Ausruhbedürfnis. Reichlich Zeit, doch die Kraft reicht nicht für all die Zeit. Plötzlich einfach nicht mehr weiter gehen können. Das irdische Geschenk, mein Körper, hat häufig ein paar Ideen zu viel, um mich auszubremsen. An den Kopf hat er sich noch nicht gewagt. Gnade ihm Gott! Die paar Gedächtnislücken seien verziehen.

Ich gehe weiter. Wenn es gerade mal zu Fuß nicht so richtig geht, dann eben in Gedanken. Der Weg im Inneren hat es in sich. Abgründe, große Stolpersteine, unergründlicher Matsch. Aber auch lichte Höhen, schöne Ausblicke, Regenbögen, Wärme.

Egal wie: Alt sein kann durchaus ein Genuss sein. Ja, im Ernst.

Ich genieße die unglaubliche Freiheit, kaum noch etwas zu müssen. Meine Zeit gehört mir und meinen Bedürfnissen und vor allem meinen Ideen, was ich mit ihnen anstellen möchte.

Zum Beispiel:

Ich muß nicht kochen, ich kann kochen, wenn mir danach ist und wonach mir ist.

Ich kann reisen. Aber ich weiß, dass Sehnsuchtsorte auch einen guten Platz im Inneren haben. Erkenntnisgewinn, der mich frei von Wünschen macht.

Ich habe keine Angst mehr vor meinen Gedanken. Wenn mir so ist, spreche ich sie aus oder auch nicht… Da entsteht eine innere Weite, die nicht mehr von Regeln aller Art begrenzt wird.

Ich verschiebe nichts auf Übermorgen. Maximal auf Morgen. Die Zeit ist knapp geworden, also genieße ich den Augenblick. Die so vielen wunderbaren Augenblicke. Jetzt habe ich Zeit dafür, weil ich nicht mehr an Übermorgen denken muß.

Ich möchte immer noch die Welt und die Menschen besser machen, zumindest dabei helfen. Heute weiß ich um die begrenzten Möglichkeiten. Und resigniere nicht. Auch diese Freiheit wollte erst errungen werden.

Die Aufzählung könnte ich unendlich fortsetzen. Jedoch möchte ich meinem Vorsatz, die Kürze meiner Texte zu kultivieren, treu bleiben.

Ein letzter Satz zur Polarität von Jung und Alt.

Warum fragt keiner, was schön im Alter ist? Warum fragt keiner wie es ist und wie es war? Haben die Jungen und Jüngeren eine unsinnige Angst vor der eigenen Zukunft? Ist es so „erschröcklich“, dass die Privilegien der Jugend auch schon mal gelebt wurden? Wenn auch ein wenig anders… Ich finde es spannend zuzuschauen, wie sich die nächsten Generationen auf den Weg machen. Wo, möglichst nicht auf festgeschriebenen Zeitlinien, treffen wir uns? Außerhalb von Zeit und Raum. So dass Polaritäten aufhören zu sein. Und wir Menschen ein Gewebe werden.

Immerhin, es gibt inzwischen schon ein paar mehr jüngere Gesichter auf den Rängen des Bundestages. Ein Anfang auf der großen Tribüne? Für den Rest sind wir selbst verantwortlich. Täglich.

Faltengebirge – wieviel mehr ist Alter? Sind Falten für Junge eine lauernde Bedrohung? Genauso wie Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit? Oder treffen wir uns auf einer anderen Ebene? Ich bitte darum.

Polarisierend

Das leuchtet mir ein: Gut lässt sich nicht ohne Böse definieren. Ohne das Böse würden wir wohl im Paradies leben.

Könnte sich der Mensch im Paradies weiterentwickeln, wenn er sich im Betrachten der verführerischen Äpfel übt und sie nicht anrührt? Er lernt Standhaftigkeit und übt Widerstandsfähigkeit. Das schon. Aber wofür? Die Neugier hat gesiegt. Und der Mensch macht sich von nun an auf seinen eigenen Weg. Damit beginnt der Absturz in die Polarität von Gut und Böse.

Wirklich ein Absturz? Ich finde eher nicht. Es ist der holprige, teilweise qualvolle, aufregende Weg in die Freiheit. In meine ganz individuelle Freiheit.

Die Neugier als Quelle aller Entwicklung. Ist die Schlange, die verführt hat, wirklich böse? Ich finde, sie ist die ultimative Herausforderung, neue Wege zu gehen, zu forschen, zu ergründen – ja auch zu Scheitern und Scheitern zu üben. Da liegt die Chance zu wachsen und zu reifen.

Der Gedankenweg gefällt mir.

Ich denke schon lange über das Thema Jung und Alt nach. Anfang und Ende – auch eine Polarität… Die Jungen, die die Alten herausfordern und die Alten die Jungen? Um immer weiter zu wachsen und auf beiden Seiten nicht stehen zu bleiben, glaube ich sollte es genauso sein. Herausfordernd, bereichernd vom ersten bis zum letzten Tag. Ich habe den Eindruck, dass unsere derzeitige Gesellschaft anders gestrickt ist. Sie betont die Polarität.

Für mich geht es nicht ums Siegen, sondern ums besser Werden.

Bei einem vermeintlichen Sieg übers Alter oder möglicherweise auch über jüngere Menschen, da verliere ich meine Authenzität. Ich bin so alt wie ich bin. Jedes neue Lebensjahr bringt Neues hervor, neue Chancen. Schönheit ist relativ und Faltengebirge haben auch ihre Reize. Wenn ich das stets neu entdecke, dann geht es mir gut. Die Endlichkeit ist für mich kein Gespenst.

Ich schaue gern mit jungen Menschen die Veränderungen in der Welt an. Diese Welt, die so anders geworden ist, als sie noch vor 50 Jahren war. Ich integriere auch gern Vieles davon in mein Leben und erlebe Bereicherung. Schade nur, dass das ewig Bleibende, das, was im Inneren an Reichtum gewonnen wird und Zeit zum Reifen braucht, kaum gefragt ist. Zu wenig von der Gesellschaft, kaum von denen, die noch in anderen Lebensphären leben. Man kann es Erfahrung nennen, oder besser Lebensessenz.

Wenn das Gegensätzliche von Alt und Jung aus der Polarität herausgenommen würde, dann könnte daraus ein bereicherndes Lebensgewebe werden. Ein Gewebe, das das Menschwerden aller immer mehr beschleunigt.

Polares nicht als Spaltung, sondern als ständige Herausforderung Eins zu werden. Das nicht mehr bekämpfte Böse verliert seine Negativkraft. Das Gute würde seinen, sowieso kaum erreichbaren, Glorienschein verlieren. Das Alter gewinnt an Strahlkraft und Schönheit, der Sturm und Drang der Jugend würde darin eine stärkende, fördernde Hülle finden.

Dazu braucht es keinen Guru mehr, keinen indischen Yogi oder weisheitsvollen Priester. Wir haben alle das Potential, wir müssen es nur leben. Nicht gegeneinander, sondern miteinander. Die Drei dürfen natürlich ab und zu mal Nachhilfeunterricht geben.

PS: Das war’s mal wieder. Eine meiner idealistischen Attitüden. Ich steh‘ dazu und lasse mich gern belächeln.

Blüten und Schnee, polar und doch nicht, die Natur zeigt uns ständig, wie aus dem Polaren ein Gewebe entsteht – voller Kraft und Schönheit

Mark und Bein

So oft passiert mir das nicht im Kino, dass es mir durch Mark und Bein geht. Eher tendiere ich zum Davonlaufen. Dieses Mal blieb ich gebannt sitzen. Und war zutiefst erschüttert und zugleich fasziniert von einer im Film erzählten Biografie. Elfriede Jelinek, Regie Claudia Müller. Untertitel: Die Sprache von der Leine lassen.

Das tut die Jelinek – gnadenlos. Gnadenlos wahrhaftig. Jetzt verstehe ich den Nobelpreis erst wirklich. Danke für diesen Film. Ich glaube inzwischen, dass es diese Art Gnadenlosigkeit braucht. Sonst wird sich nie etwas ändern oder sich doch nie ändern. Wenn es um unsere Welt als solche und speziell auch die von Männern gemachte geht.

Ich bin immer noch keine Feministin. Aber für Wachmachen, wie es Elfriede Jelinek tut.

Ich muss mehr lesen, von ihr.

Ferkelnd

Der inzwischen Sechsjährige ist aus tiefstem Herzen empört: Die ferkeln alles an! Am liebsten hätte ich ja erst mal laut losgelacht angesichts der Wortschoepfung. Dann habe ich aber versucht, herauszufinden ob es seine Kreation ist, aber schien so.

Jedoch Fakt ist: Der inzwischen ganz schön groß gewordene Knirps reagiert schon länger empfindlich auf Schmutz und wilde Spruehereien. Um eine solche neben unserem Sitzplatz in der Sbahn ging es in diesem Moment. Richtig geschockt war er jüngst: Eine ganze Wagenfront, der von ihm geliebten nagelneuen Sbahn-Wagen, war von oben bis unten quietschbunt besprüht. Schön? Na ja, über Geschmack lässt sich streiten.

Mich fasziniert der Sechsjährige. Er ist empfindsam in seiner Wahrnehmung, hat einen Sinn für Ästhetik und Schönheit offenbar mit auf die Welt gebracht. Ich hätte Beispiele unserer gemeinsamen Erlebnisse sammeln sollen.

Mich ärgert all das auch. Doch oft genug nehme ich es schon nicht mehr wahr. Selbstschutz aus der Ohnmacht heraus. Es gibt in der großen Stadt zu viel davon.

Originell und schön ist es selten. Ich versuche , mich in die MacherInnen hinein zu versetzen: Abenteuerlust, Gesehen werden wollen, Wettbewerb, sich ausdrücken wollen…, der Langeweile den Kampf ansagen, das Protestpotential ausleben…

Jedenfalls sind wir in der Sbahn unterwegs durch den Grunewald und bestaunen den gelben Blätterwald der sich im strahlenden Sonnenschein für ein goldes Flirren entschieden hat. Wie schön ist das!Und ich frage mich, ob das Kind in fernen Zeiten auch zur Sprühdose greifen wird und FERKELND an seine Großmutter denkt.

Ohne Kommentar

Wie eine Tendenz zum Moralapostel fühlt es sich eher nicht an.